top of page
Haus Schwald
Das Fachwerkhaus an der heutigen Brückenstrasse 2 (früher Bahnhofstrasse) wurde 1574 erbaut und ist damit das drittälteste Haus in Hauingen. Direkt an der Hausrückwand schließt das Haus Unterdorfstrasse 1 an. Das hohe Alter des Hauses Brückenstrasse 2 ist in den Innenwänden des oberen Geschosses erkennbar, wo der ursprünglich verwendete Lehm teilweise erhalten ist. Da mehrfach Umbauten erfolgt sind, steht dieses Haus nicht unter Denkmalschutz. Daher ist damit zu rechnen, dass eine Renovierung, die den heutigen Wohnansprüchen folgt, zu weiteren deutlichen Veränderungen führen könnte.
Das Haus war ursprünglich Wohnhaus einer der vielen kleinen Landwirtschaftsbetriebe, wie sie für Hauingen lange Zeit prägend waren. Im Erdgeschoss befindet sich in der Wand ein Schlussstein mit einem Wappen, in dem Weintrauben und ein Rebmesser auf die Zeit hinweisen, in der in Hauingen Weinanbau möglich war und jeder Landwirt seine eigenen Reben unterhielt. Die angebauten Rebsorten waren damals Ebling und Gutedel. Die Eigentümer wechselten mehrfach, lange Jahre gehörte das Haus der in Hauingen bekannten Familie Rösch. Unter anderem war hier der Nudelfabrikant Paul Rösch sesshaft, der in der Lingertstrasse eine Nudelfabrik unterhielt. Die letzten Jahrzehnte wurde das Untergeschoss vom Friseurladen Schwald genutzt, in den oberen Geschossen befanden sich Wohnungen, die heute leer stehen.
In Robert Neisens Buch „Gefeiert und Gefürchtet - die NS-Diktatur in Brombach, Haagen und Hauingen“ wird vom tragischen Fall des Elsässers Viktor Fürst berichtet, der kurz vor Kriegsende am 23.04.1945 von nicht ortsansässigen SS-Kräften in Richtung Rechberg gelockt und dort liquidiert wurde. Viktor Fürst war seit 1941 als Zwangsarbeiter in Hauingen, arbeitete bei einem Friseur und war im Dorfleben gut integriert. Ihm war zum Verhängnis geworden, dass er sich bei politischen Gesprächen abfällig über das NS-Regime äusserte. Vermutlich war im Haus Brückenstrasse 2 nicht der Frisörladen, in dem Viktor Fürst arbeitete, da es in Hauingen zu der Zeit mindestens zwei Frisörläden an anderer Stelle gab (Haagener Strasse 26, Steinenstrasse 39), Willy Schwald das Haus Brückenstrasse 2 aber erst 1954 kaufte.
bottom of page